7 Jahre Schreibwerkstatt

Von Klaus Schuker

7 Jahre sind es nun her, als der damalige Schulleiter, Herr Hummel, am 11.02.2010 in einem Gespräch mit mir erklärte, gern eine Schreibwerkstatt an der Schule durchzuführen. Dies nach einem Modell, das sich bereits mehrfach erfolgreich an anderen Schulen bewährt hatte.

Zielgruppe dieser Schreibwerkstatt sollten die Schüler der Klassen 6 sein.
Und die Zielsetzung? Diese bestand aus folgenden Überlegungen:

  1. Wir wollten Schüler nicht nur in ihren Sprachdefiziten fördern, sondern auch die sprachmotivierten Schüler begeistern, die gerne Geschichten schreiben.
  2. Die Klassenstufe 6 hat sich nach einem Jahr gemeinsamen Lernens als Gemeinschaft gefunden, was die Zusammenarbeit in Gruppen erleichtern würde.
  3. In dieser Projektform sind von der Idee über das Schreiben der Geschichten, deren (mehrfachen!) Überarbeitungen und ihrer Präsentation alle Arbeitsschritte enthalten, die den Schülern verdeutlichen, dass ihr persönlicher Einsatz auch zu einem sicht- und lesbaren Erfolg führen kann.
  4. Die ausgewählten Schüler sollten bis zum Schulende – oder darüber hinaus - von den Anregungen der Schreibwerkstatt Nutzen ziehen.

So wurde schließlich die erste Schreibwerkstatt durchgeführt. Sie dauerte vom 28. April bis zum 10. Juni jenen Jahres.

Dem Schreibwerkstattteam war es ein Anliegen, den Schreibanfängern keine thematischen Vorgaben zu machen. Schüler würden ansonsten Aufsatzschreiben und Schreibwerkstattarbeit in einen Topf werfen. Dass diese Entscheidung richtig war, bestätigt sich seither alljährlich aufs Neue.

Der Erfolg dieser ersten Schreibwerkstatt war so eindrücklich, dass es außer Frage stand, dieses Projekt auch in den kommenden Schuljahren fortzuführen und in das schulische Curriculum für die sechsten Klassen aufzunehmen.

Der wichtigste Baustein ist sicherlich der zweite. Dieser wird komplett in einer Woche oder an sechs Schultagen durchgeführt. Und das immer über den ganzen Vormittag hinweg. Wobei die Sportstunden grundsätzlich beibehalten werden, damit die Schüler auch mal körperlich aktiv sein können. Der große Vorteil besteht darin, dass es vor allem in der Überarbeitungsphase (die spätestens am dritten Tag beginnt) zu einem viel direkteren Austausch zwischen den Schülern und mir kommt. Nacheinander kommen die Gruppen mit ihrer Geschichte und einer Kopie zu mir in einen Besprechungsraum. Um den Besprechungstisch verteilt, schauen wir uns dann Satz für Satz der Geschichte an (wobei das laute Vorlesen eine herausragende Bedeutung hat) und überlegen mögliche und auch notwendige Verbesserungen.

Auf die Sprachkompetenz der Schüler wirkt sich das zweifellos günstig aus. Dies kann man auch daran erkennen, dass die Schüler regelmäßig mehrfach zu mir kommen, um gemeinsam ihre Geschichte erneut zu prüfen und zu überarbeiten. Dazu tragen sie sich in einer Liste der Gruppen ein, die zu mir kommen möchten. Fast schon amüsant ist es dann, wenn eine Gruppe die vor ihr stehende Gruppe aus der Liste streicht, um eher zu mir kommen zu können. Und immer wieder sind sie selbst erstaunt darüber, nicht bemerkt zu haben, wie schnell eine halbe Stunde vorbeigeht, wo wir uns doch gerade mal mit knapp einer Seite ihrer Geschichte intensiv beschäftigt haben.

Ich habe in den vergangenen 7 Jahren mit vielen Lehrern und Schülern der Achtalschule Baienfurt zusammengearbeitet, die sich inzwischen zu einer Gemeinschaftsschule weiterentwickelt hat. Ich empfand diese Zusammenarbeit immer als äußerst angenehm und auch ergiebig in dem Sinn, dass wir voneinander und miteinander lernen und die Schreibwerkstätten dadurch zu einem erfolgreichen Ende führen konnten. Viele Eltern und Freunde der Schüler waren bei den Lesungen zur Prämierung (Baustein 3: Vorlesewettbewerb) anwesend und sehr angetan von den Leistungen und Ergebnissen der teilnehmenden Schülern.

Vorläufiges Fazit:
Diese Projektform der Schreibwerkstatt ermöglichte es von Anfang an, die große Bandbreite an Stärken und Schwächen der teilnehmenden Schüler aufzufangen und für alle Erfolgserlebnisse zu ermöglichen. Welcher Gesichtspunkt jedoch zukünftig eine immer größere Bedeutung erfahren wird, ist die Nachhaltigkeit. Hinsichtlich der Schreibwerkstatt bedeutet das: Gibt es eine Möglichkeit, das von den Schülern dabei Gelernte zu einem späteren Zeitpunkt, bspw. in der 8. oder 9. Klasse, nicht nur aufzufrischen, sondern über eine andere Gewichtung der Inhalte sogar zu erweitern. Dazu würden sicherlich ganz besonders die Themen „Perspektive“ und „Dialoge“ gehören. Die Fähigkeiten, den Blickwinkel anderer Menschen einnehmen und sie dann in der gesprochenen Form auch ausdrücken zu können, bilden die Grundlage eines verständnis- und verantwortungsvollen Umgangs von Menschen miteinander.

Rückblickend auf die vergangenen 7 Jahre darf ich Folgendes festhalten: Mich haben jedes Jahr aufs Neue die Gastfreundschaft, die ich erleben durfte, und die von viel Sachverstand geprägte Unterstützung zutiefst beeindruckt. Dafür danke ich allen bisher beteiligten Lehrern, besonders Herrn Konrektor Werner Fürst, Herrn Konstantin Hummel und seinem Nachfolger als Schulleiter, Herrn Andreas Lehle, ganz herzlich.

Berg-Weiler, im November 2016