Vorbereitungsklasse – Sekundarstufe
Seit dem Schuljahr 2015/16 besteht an der Achtalschule eine Vorbereitungsklasse im Primarbereich, im Juni gleichen Schuljahres konnte die Einrichtung der ersten Sekundarstufen-Klasse (VKLS1) nach den Pfingstferien erfolgen.
Kinder zwischen 10 und 15 Jahren lernen darin zielorientiert Sprache - als relevante Kommunikationsbasis zur Integration in der neuen Heimat. Aufgrund der unterschiedlichen Leistungsniveaus, die in allen altersheterogenen Vorbereitungsklassen in hohem Maß bestehen, und Unterrichtsarbeit, die ein hohes Maß an Hilfestellungen notwendig macht, bedarf es eines komplexen pädagogischen Konzeptes, das differenzierte Lernzugänge bereitstellt.
Dank großer Unterstützung dieser Konzeption, seitens der Schulleitung und der Gemeinde, können Lehr- und Lernmittel zum Einsatz kommen, die das Ziel ermöglichen, die Schülerinnen und Schüler nach 1,5 bis maximal 2 Jahren in Regelklassen zu übergeben.
Parallel zum Spracherwerb, als bedeutungsvollen Schwerpunkt, werden Lerninhalte in Mathematik und Sachthemen (Erdkunde, Biologie) vermittelt. Englisch als zweite weitere Sprachsäule folgt nach Grundlagensetzungen in Deutsch. Die musisch-ästhetischen Fächer Sport, Kunst und Musik (Rhythmus) sind von Beginn an wesentlicher kreativer Bestandteil der Unterrichtskonzeption, um die Kinder und Jugendlichen ganzheitlich zu fördern.
Zugang zur neuen Heimat auf vielen Wegen
Neben unterrichtlicher Förderung erfüllen außerunterrichtliche Aktivitäten bedeutende Aufgaben zur sozialen Integration in einer Gesellschaft, die ihnen noch nicht in allen Situationen vertraut ist.
Kennenlernen von Kulturgeschichte
Die Klasse erfährt Kulturgeschichte beispielsweise bei Ausflügen, wie in die Stadt Ravensburg:
Die Stadt im Mittelalter - mit Stadtmauer, Türmen und Toren.
Beim gemeinsamen Besuch der Mevlana-Moschee können sich die Kinder in Geborgenheit in ihren vertrauten Traditionen wiederfinden und den Lernbegleitern ihre Kulturtradition näher bringen. Ebenso lernen sie beispielsweise bei Besichtigungen wie der Liebfrauen-Kirche auch neue Kulturtraditionen kennen.
Die unterschiedlichen Kulturtraditionen ohne Berührungsängste nebeneinander zu stellen und mit Respekt einander bekannt zu machen, ist eine große Bereicherung für alle Beteiligten.
Begegnung im Sport
Aus unseren Vorbereitungsklassen finden sich Fußballteams zusammen, die z. B. als "Achtal-Tiger" bei dem interkulturellen bundesweiten Projekt BuntKicktGut an den Start gehen.
BuntKicktGut wird regional organisiert und durchgeführt von der Stadt Weingarten (Jugendarbeit und Forum Integration PH/HS) sowie von der Gemeinde Baienfurt unter der Leitung vom Jugendbeauftragten der Gemeinde, Markus Brenner. Hierbei zeigt sich Sport als bester Weg der Integration in einer neuen Heimat, in der manch neue, unbekannte Situation im Alltag Unsicherheit hervorruft. Dies sind Begegnungen auf und neben dem Spielfeld, bei denen nicht Herkunft und Sprachkenntnisse, sondern Spiel und Spaß im Vordergrund stehen und Halt geben.
Neben großer Spielfreude steht Fairplay auf der Turnierflagge geschrieben. Aber auch der Spielgewinn ist ehrgeiziges Ziel. Und so muss die Klassenleitung bei Spielen, die mit einer Niederlage beendet werden, stets aufbauende Worte ans Team richten, und umso mehr wird ein Spielsieg mit großer Freude gemeinsam gefeiert. Bei allen anstehenden Spieltagen zeigen die "Achtal-Tiger" ihre Zähne!
Neben BuntKicktGut nehmen die Kinder und Jugendlichen in ihrer Freizeit Sportangebote in Vereinen gerne an. Es ist nicht selbstverständlich, dass dort mit großer Offenheit, Interesse und Engagement die neuen Sportbegeisterten aufgenommen werden. Wie gut dies funktionieren kann, zeigt sich in der Zusammenarbeit mit den Gemeinden Baienfurt und Baindt.
Integration in Regelklassen
In den Mittagspausen bietet neben dem Mittagessen das breite Angebot der Schulsozialarbeit (Betreuung der Materialien für den Spielraum, das Programm im Schülercafe, etc.) und die "XZone", ebenso beliebter Kommunikationstreff an der Schule, idealen Raum für Begegnungen. Auch bei der Mittagsbetreuung wird die soziale Einbindung in die neue schulische Heimat gestärkt.
Gemeinsame Unterrichts-Schnupperversuche mit Kindern aus den Regelklassen zeigt, dass anfänglich noch vorsichtige Zurückhaltung aufgrund von Sprachbarrieren besteht. Das Zurechtfinden in der neuen Schulumgebung und der neuen Klasse, sowie die Aneignung der deutschen Sprache stehen für die Vorbereitungsklassen als Basis im Vordergrund. Der Klassenverbund dient hierbei als geschützter Raum für die Schülerinnen und Schüler.
Wenn anfängliche Hürden bewältigt sind, und der Wunsch besteht, intensivere Kontakte zu Regelklassekindern aufzunehmen, kann sich dies in dem Projekt "Freizeitpaten" entwickeln.
Ziel ist einerseits, außerhalb der Schule, die in Deutschland neu Beheimateten, in die Lebenswelt Gleichaltriger stärker einzubinden, und im Zuge dessen, den Spracherwerb weiter zu verbessern, zu beschleunigen und auszuweiten. Weiteres Ziel ist es, bei den Teilnehmenden aus Regelklassen, durch Kennenlernen einer anderen Erfahrungswelt, Verständnis zu fördern und Freude an sinnstiftender Unterstützung zu erfahren.
WILLKOMMENs-Kultur an Schule und Gemeinden
Im Unterricht und bei anderen gemeinsamen Aktivitäten sprechen die Kinder und Jugendlichen der VKL oft davon, welches Glück sie empfinden, in Deutschland sein zu dürfen.
Die große Freude darüber, was ihnen Deutschland bietet, Frieden als erster und wichtigster Punkt, und die Unterstützung, die sie in vielen Bereichen erfahren dürfen, erntet - wenn auch manchmal im Stillen - dankbare Wertschätzung.
Die Arbeit mit diesen Schülerinnen und Schülern, ihre Entwicklungsschritte zu fördern und begleiten zu dürfen, ist persönlicher Reichtum und Ansporn in täglicher pädagogischer Unterrichtsarbeit.
Zu guter Integration bedarf es einem weiten Helferfeld
Die Achtalschule - eingebunden in die Gemeinden Baienfurt und Baindt - mit all den Menschen, die engagiert in Verwaltung, Sozialbetreuung, Helferkreisen und Vereinen auf vielfältige Weise fördern und unterstützen, setzen jeden Tag Zeichen gelebter WILLKOMMENs-Kultur.